Scheinschwangerschaft: Wenn die Psyche einen Streich spielt
Die Scheinschwangerschaft ist ein in Zeiten moderner Pränataldiagnostik relativ selten gewordenes, aber dennoch äußerst bemerkenswertes Phänomen. Sie zählt zu den Wunsch- und Angstneurosen und ist eine eingebildete Schwangerschaft, deren Auslöser vielfältig sein können.
So kann eine vorangegangene Abtreibung, die von der Frau nicht richtig verarbeitet wurde, Symptome einer Scheinschwangerschaft auslösen. Auch eine Fehlgeburt bei einer Frau mit stark ausgeprägtem Kinderwunsch kann Ursache für die Entwicklung dieses Störungsbildes sein. Umgekehrt kann eine Scheinschwangerschaft sich auch aus einer extremen Angst vor Schwangerschaft und Mutterschaft entwickeln. Einsamkeit, Trennung vom Partner oder Tod einer engen Bezugsperson werden ebenfalls häufig als Gründe für die Ausprägung eines krankhaften Kinderwunsches angeführt.
Der Wunsch oder die Angst vor einer Schwangerschaft sind bei den Betroffenen so stark, dass sie zu Hormonveränderungenführen, die auch körperlich einen Teil der tatsächlichen Schwangerschaftssymptome hervorrufen und so eine Schwangerschaft vorgaukeln. Eine Scheinschwangerschaft kann sich durch Ausbleiben der Regel, Morgenübelkeit, eingebildete Heißhungerattacken und Zunahme des Bauchumfangs äußern. Auch ein Anschwellen der Brüste und Absondern von Kolostrum (Vormilch) kommt vor. Die Gewichtszunahme im Bauchbereich entsteht meist durch ein unbewusstes Schlucken von Luft, was eine Aufblähung erzeugt, oft auch durch die vermeintlichen Essgelüste der Scheinschwangeren.
Bei der Scheinschwangerschaft handelt es sich um eine seelische Störung, die nicht mit einem bewussten Vortäuschen einer
Schwangerschaft aus betrügerischen Absichten gleichzusetzen ist. Durch eine Ultraschalluntersuchung, die eindeutig eine leere Gebärmutter anzeigt, sind die meisten der Frauen spontan von ihrem Irrglauben zu kurieren. Daher dauert eine Scheinschwangerschaft in den Industrienationen, wo Ultraschalluntersuchungen zu regulären Schwangerschaftsvorsorge gehören, heute selten länger als 3 Monate an. Eine anschließende Überweisung der betroffenen Frau an einen Psychotherapeuten ist allerdings in jedem Fall zu empfehlen.
[BS]
Bild: Stephanie Hofschlaeger / Pixelio.de
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